Übungen gegen Schmerzen durch langes Sitzen

Langer Bürotag, viel Autofahren, abends aufs Sofa – der Alltag vieler Menschen besteht heute überwiegend aus Sitzen. Kein Wunder, dass Rücken, Nacken, Schultern und Hüfte sich irgendwann melden.

Die gute Nachricht: Du musst dafür kein Sportfreak werden. Mit einfachen, kurzen Übungen kannst du viele Alltags-Schmerzen spürbar lindern – auch wenn du ab 40 oder älter bist und wenig Zeit hast.

Wichtiger Hinweis:
Die Übungen auf dieser Seite ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Bei starken, plötzlich auftretenden oder länger anhaltenden Schmerzen solltest du medizinischen Rat einholen. Mehr dazu findest du auch im Haftungsausschluss.

Inhalt dieser Seite

1. Typische Ursachen für Schmerzen durch Sitzen

Die meisten Alltags-Schmerzen sind kein Zufall, sondern die Folge von Gewohnheiten:

Muskulatur, die nie benutzt wird, baut ab. Muskeln, die permanent arbeiten (z. B. Nacken/Schultern bei PC-Arbeit), verspannen. Die Lösung ist nicht „mehr Sport am Wochenende“, sondern regelmäßige kleine Bewegungen in deinem Alltag.

2. Einfache Übungen für den unteren Rücken

Der untere Rücken leidet besonders unter langem Sitzen. Mit sanften Bewegungen kannst du die Muskulatur lockern und die Wirbelsäule mobil halten.

2.1 Katzenbuckel und Hohlkreuz (Mobilisation)

Position: Vierfüßlerstand (Hände unter den Schultern, Knie unter der Hüfte).

  1. Langsam den Rücken rund machen (Katzenbuckel), Kopf leicht hängen lassen.
  2. Dann in ein leichtes Hohlkreuz gehen, Brustbein nach vorne, Blick leicht nach oben.
  3. Bewegung ruhig, ohne Schwung. 8–10 Wiederholungen.

2.2 Beckenkippen in Rückenlage

Position: Rückenlage, Beine angewinkelt, Füße auf dem Boden.

  1. Lendenwirbelsäule in die Unterlage drücken, Bauch sanft anspannen.
  2. Dann Spannung lösen, Rücken leicht ins Hohlkreuz kommen lassen.
  3. 8–12 Wiederholungen in ruhigem Tempo.

2.3 Brücke (Gesäß- und Rückenaktivierung)

Position: Rückenlage, Beine angewinkelt.

  1. Becken langsam anheben, bis zwischen Knie und Schultern eine gerade Linie entsteht.
  2. 2–3 Sekunden halten, dabei weiter atmen.
  3. Langsam absenken. 8–12 Wiederholungen.
Tipp:
Diese drei Übungen kannst du als kleines Rücken-Set kombinieren. 5–10 Minuten am Tag machen langfristig mehr Unterschied als ein langes Rückentraining einmal im Monat.

3. Nacken- und Schulterübungen gegen Verspannungen

Nackenverspannungen sind ein typisches Bildschirmproblem. Die folgenden Übungen kannst du fast überall durchführen – sogar im Büro.

3.1 Schultern hochziehen und fallen lassen

  1. Im Sitzen oder Stehen: Schultern Richtung Ohren hochziehen.
  2. Kurz halten, dann bewusst fallen lassen.
  3. 10–15 Wiederholungen. Atmung dabei ruhig halten.

3.2 Seitliche Nackendehnung

  1. Aufrecht sitzen oder stehen, Blick nach vorne.
  2. Kopf langsam zur rechten Seite neigen (Ohr Richtung Schulter), Schulter bleibt unten.
  3. 20–30 Sekunden halten, dann Seite wechseln.

3.3 Sanfte Rotation

  1. Kopf langsam nach rechts drehen, Blick über die Schulter.
  2. Kurze Pause, dann langsam nach links drehen.
  3. 8–10 Wiederholungen, Bewegung nur so weit, wie es angenehm ist.

3.4 Schulterblatt-Aktivierung

  1. Im Sitzen: Arme hängen lassen.
  2. Schulterblätter bewusst nach hinten-unten ziehen (als wolltest du etwas zwischen ihnen einklemmen).
  3. 3 Sekunden halten, lösen. 8–10 Wiederholungen.

4. Hüfte und Beine mobilisieren

Eine unbewegliche Hüfte kann Rückenschmerzen verstärken und belastet Knie und Haltung. Einfach mobilisieren kannst du so:

4.1 Hüftkreisen im Stand

  1. Hüftbreit hinstellen, Hände in die Hüften.
  2. Becken in großen Kreisen bewegen, 10 Kreise in eine Richtung, dann wechseln.

4.2 Beinpendel

  1. Seitlich an einer Stuhllehne oder Wand festhalten.
  2. Ein Bein locker vor und zurück pendeln lassen.
  3. 20–30 Sekunden pro Seite, ohne Schwung „werfen“.

4.3 Hüftöffner in Rückenlage (sanft)

  1. Rückenlage, Füße auf dem Boden, Knie angewinkelt.
  2. Ein Fuß auf das Knie des anderen Beins legen (wie eine „4“).
  3. Leicht Druck auf das angehobene Knie geben, 20–30 Sekunden halten, Seite wechseln.

5. Kurzprogramme für Büro & Homeoffice

Du brauchst keine große Sportpause. Schon 2–5 Minuten alle 60–90 Minuten können viel bewirken.

5.1 Mini-Pause (2 Minuten, jederzeit machbar)

  1. Aufstehen, 30 Sekunden locker durch den Raum gehen.
  2. 10 Mal Schultern hochziehen und fallen lassen.
  3. 10–15 Sekunden Seitneigung nach rechts und links.

5.2 Rücken- und Hüftpause (5 Minuten)

  1. Beckenkippen im Sitzen: Hohlkreuz und Rundrücken abwechselnd, 10 Wiederholungen.
  2. Aufstehen, Hüftkreisen 10 Mal pro Richtung.
  3. Wandliegestütze: 8–12 Wiederholungen, sanft.
  4. 1 Minute langsam im Flur oder Büro gehen.
Erinnerung einstellen:
Stell dir auf dem Handy oder PC alle 60–90 Minuten einen kurzen Alarm. Jede Erinnerung = aufstehen, kurz bewegen, neu hinsetzen.

6. Wann solltest du zum Arzt?

Leichte Verspannungen und „Alltags-Ziehen“ sind normal, besonders bei viel Sitzen. Es gibt aber Situationen, in denen du nicht nur üben, sondern unbedingt ärztlichen Rat holen solltest:

Im Zweifel gilt: lieber einmal zu früh zum Arzt als einmal zu spät.

7. Passende Bereiche auf fitnebenbei.de

Schmerzen hängen eng mit Bewegung, Schlaf und Stress zusammen. Diese Bereiche helfen dir, an mehreren Stellschrauben gleichzeitig zu drehen:

8. Häufige Fragen zu Schmerzen und Übungen

Wie oft sollte ich die Übungen machen?

Lieber häufiger kurz als selten lange. Ideal ist es, täglich 5–10 Minuten für Rücken, Nacken und Hüfte zu investieren und im Büro/zu Hause alle 60–90 Minuten kurz aufzustehen und dich zu bewegen.

Darf ich bei Schmerzen überhaupt trainieren?

Bei leichten Verspannungen und bekannten, abgeklärten Beschwerden sind sanfte Bewegungen oft hilfreich. Bei starken, stechenden oder plötzlich auftretenden Schmerzen solltest du die Belastung sofort stoppen und im Zweifel ärztlichen Rat einholen.

Wie lange dauert es, bis die Schmerzen besser werden?

Das ist sehr unterschiedlich. Viele merken nach wenigen Tagen bis Wochen regelmäßiger Übungen eine Besserung, besonders wenn sie weniger sitzen, häufiger aufstehen und ihre Haltung verbessern.

Reicht es, nur am Wochenende etwas gegen die Schmerzen zu tun?

Besser als nichts – aber nicht optimal. Schmerzen durch tägliches Sitzen brauchen auch tägliche Gegenbewegung. Kleine, regelmäßige Einheiten sind hier deutlich effektiver.

Kann ich die Übungen auch machen, wenn ich über 60 bin?

Ja, viele der Übungen sind sanft und gelenkschonend. Trotzdem gilt: Passe den Umfang an deine Möglichkeiten an und hole im Zweifel vorab ärztlichen Rat ein, vor allem bei bestehenden Erkrankungen.